Puls von Stephen King
Von jetzt auf gleich geschieht unglaubliches.
Clayton Riddel, von seiner Frau getrennt lebend, Vater eines Sohnes, der in erster Linie bei seiner (noch) Frau lebt, ist geschäftlich in Baltimore unterwegs.
Endlich, nach vielen erfolglosen Jahren schaffte er es, seine selbst gezeichneten Comics an einen renommierten Verlag zu verkaufen.
Der Vertrag ist unterschrieben, so etwas wie ein neues Leben ist in greifbarer Nähe.
Doch auf der Rückfahrt zu seinem billigen Hotel geschieht es: aus dem Nichts werden die Leute wahnsinnig.
Jeder tötet anscheinend wahllos jeden.
Ein unvorstellbarer Wahnsinn, ein Blutbad epischen Ausmaßes.
Normal scheint nur zu bleiben, der nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt an sein Handy ging.
Zusammen mit dem Single Tom und der frisch verwaisten Alice macht er sich auf seinen Johnny zu retten.
Dabei geht es mitten durch eine Welt, in der die alte Ordnung zusammengebrochen ist.
Chaos regiert die Straßen, es kommen nicht viele durch…
Zusammenbruch der Ordnung, Chaos und Anarchie, eine übersichtliche Schar von Menschen, ein Kind das (womöglich?) gerettet werden muss – die Zutaten sind nicht so richtig originell in diesem
nun schon fünfzehn Jahre altem 550 Seiten langem Fantasy Roman des Horroraltmeisters.
Was gleich zu einem weiteren unübersehbaren Punkt führt: leider ist das Buch nicht so ganz gut gealtert.
Der Kunstgriff, dass die Handys den Impuls zum Wahnsinn geben ist eine spannende Grundidee.
Doch während es vor 15 Jahren, als das Buch erschien bestimmt aktuell gewesen ist, dass lediglich Menschen zwischen 18 und Ende dreißig zuzüglich einige ältere Technikfreaks ein Handy besessen haben, würden heutzutage wohl nur die höchst betagten oder Kinder unter 10 dauerhaft ohne so ein Ding rumlaufen.
Und schon wäre die Grundgeschichte eine ganz andere.
Viele der vom Autoren nebenbei aufgeführten Geschichten rund um die Grundpersonen beruhen nämlich genau auf
dieser Tatsache, dass eben kaum jemand im gehobeneren Alter automatisch Handy hatte.
Da ist die bibeltreue dickliche Frau, die die Hauptprotagonisten nervt – aber maximal Anfang fünfzig ist, da ist das ungleiche Pärchen mit Kindern (er Mitte sechzig, sie Anfang vierzig), die mit ihren Kindern im Einkaufswagen flüchten…alles kleine Geschichtchen nebenbei, die heute völlig unglaubwürdig daherkämen – jeder hat ein Smartphone.
Außer man würde die Geschichte vielleicht in afrikanischen Steppe ansiedeln statt im urbanen Baltimore.
Die Grundpersonen sind – wie immer beim King – liebevoll gezeichnet.
Es werden tiefe Einblicke in die Seelen gewährt, das ein oder andere Kindheitstrauma wird auch gleich noch mit abgearbeitet.
So kennt man die allgemeinen Arbeiten des Autoren.
Leider – und auch das kennt man von ihm – hätte man die ein oder andere Anekdote auf weglassen können.
Etwas Straffung hätte dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.