Massengewalt in Südosteuropa im 19. & 20. Jahrhundert von Meinolf Arens und Martina Bitunjac
Die Autoren Meinolf Arens und Martina Bitunjac sind ausgewiesene Historiker und somit auch die Herausgeber dieses Sammelbandes.
Begonnen wird mit dem Unabhängigkeitskrieg Griechenlands 1821 gegen die herrschenden Osmanen.
Die bedingungslose Brutalität mit zahllosen Gräueltaten stechen aus diesem Krieg genauso hervor, wie die fast „perfekten“ Täter-Opfer-Zuschreibungen.
Der Stempel des rücksichtslosen Despoten wurde im Europa „der alten weißen Männer“ den Osmanen aufgedrückt.
Ja, es bildete sich der Philhellenismus heraus.
Doch ist dies in diesem 255 Seiten starken Band mehr oder weniger nur ein Aufmacher.
Schwerpunktmäßig widmen sich die Autoren der Massengewalt während den diversen Jugoslawien Kriegen und dem Untergang des Vielvölkerstaates, sowie dem Leid in Rumänien während des zweiten Weltkrieges.
Es wird in dem „rumänischen“ Kapitel allerdings einmal nicht auf die Wehrmacht „eingedroschen“, sondern auf den damaligen Diktator Antonescu, der die rumänischen Juden verfolgte und vernichtete.
Des weiteren steht Kroatien und das grausame Regiment der Ustascha im Fokus.
Doch selbstverständlich geht in so einem Buch nichts, ohne nicht doch noch den politisch korrekten
Schlag unter Beweis zu stellen: die Autorin Martina Bitunjac lässt es sich nicht nehmen, in dem Kapitel über Titos Partisanen (hier ist Bleiburg das Stichwort) diese Aufarbeitung als „rückwärtsgewandt“ zu titulieren.
Die Verbrechen der Partisanen seien Relativierungsversuche von rechten Revisionisten – Haltung muss eben in so einem an sich interessanten Buch auch sein.
Da dürfen die Opfer auf keinen Fall der „Viktimisierung“ anheim fallen.
Doch fairerweise muss man auch sagen, dass sich so auch wieder der Kreis schließt, da (siehe Anfang) auch zu Beginn des Buches eine eindeutige „Täter-Opfer-Klassifizierung“schon immer mit auf den Balkan zu gehören scheint.
Nebenbei sei erwähnt, dass der Preis von knappen 60,-€uro ziemlich happig ist.