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Mist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen von Florence Brokowski-Shekete

Buch zur Kritik: Mist, die versteht mich ja
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Olatunde Gbolajoko-Oluwadamilare ist nun nicht unbedingt das Erste, was dem Durchschnittsdeutschen wohl einfallen würde, fragte man ihn nach einem deutschen Namen.

Bei Brokowski schon eher.

Die Frage nach dem „Wer bin ich“ oder „Was beinhaltet meine Identität“ beschäftigt jeden Menschen im Laufe seines Lebens wohl wenigstens einmal.

Manche sogar ein Leben lang.

Nach dem furchtbaren Tod des Kleinkriminellen George Floyd im vergangenen Jahr überschwemmten zahlreiche Bücher über das Thema „Identität“ den Büchermarkt.

Immer gern genommen ist der Vorwurf gegenüber der Mehrheitsbevölkerung zum Thema Rassismus.

In diesen Reigen nun gesellt sich das hier besprochene Buch dazu.

Die Autorin Florence Brokowski-Shekete ist Schulamtsdirektorin und schrieb dieses Buch als Debüt.

Sie ist gerade mal zwei Jahre alt, als sie (Ende der 60er Jahre) bei ihrer deutschen Pflegemutter „landet“.

Ihre nigerianischen Eltern, Studenten in Deutschland, schaffen es nicht neben dem Kind auch noch das Studium zu meistern.

Die Pflegemutter hat keine anderen Kinder, ist unverheiratet.

Ihre leiblichen Eltern sind unzuverlässig, Besuche an den Wochenenden kommen häufig nicht zustande.

So ergibt sich eine enge Beziehung zwischen dem Kleinkind und ihrer deutschen Bezugsperson Nummer 1.

Wenn es doch mal zu Besuchen bei den leiblichen Eltern kommt, merkt die kleine Florence, dass sie sich nicht wohlfühlt.

Im Gegensatz zur Pflegemutter, gibt es bei diesen viel Spontanität; Regelungen oder einen geordneten Tagesablauf die die Lütte von ihrer Bezugsperson kennt, gibt es bei den leiblichen Eltern wenig.

Auch sind ihre Eltern keine liebevollen Menschen.

 

So empfindet die Autorin die gemeinsame Zeit beinahe als Bedrohung.

Es entwickelt sich ein anstrengendes Leben zwischen zweierlei Welten.

Auf der einen Seite das geordnete aber auch geborgene Leben ihrer deutschen Pflegemutter, die die Kleine „Flori“ nennt.

Und die andere „Wochenendseite“ in denen die Eltern Florence zu Olatunde Gbolajoko Oluwadamilare machen möchten.

An den Wochenenden macht sich schnell Heimweh breit.

Nach sechs Jahren, Florence ist nun acht Jahre alt, geht es für die kleine Familie zurück in die Heimat.

Auf nach Nigeria.

Das Leben soll ein Neubeginn sein. Olatunde hat sich einzufügen, dort in der Großfamilie leben.

Es beginnt die große Entfremdung.

Im Gegensatz zu Deutschland, beschreibt die Autorin die nigerianische Hauptstadt Lagos sehr blumig als chaotisch, fürchterlich gewalttätig und quasi unverständlich.

Darin geht die kleine Olatunde fast ein.

Die Familie kann wenig mit ihr anfangen, die deutsche Sprache nützt nichts und das kleine Mädchen zieht sich mehr und mehr zurück, wird still und introvertiert.

Einzig die deutsche Schule, auf die Florence geschickt wird, entpuppt sich als sicherer Hafen.

In einem Aufsatz zum Thema „Mein größter Traum“ beschreibt sie herzzerreißend ihre Sehnsucht nach der deutschen Geborgenheit, das Vermissen ihrer „Mama“.

Die aufmerksame Lehrerin schlägt Alarm und schildert das Geschriebene den Eltern des Mädchens.

Also darf Florence zurück nach Deutschland, muss allerdings in den Ferien nach Nigeria kommen.

Erfreulich unaufgeregt schildert Brokowski-Shekete ihre Verbundenheit zur deutschen Bevölkerung, der Kultur bei gleichzeitig fortlaufender Entfremdung zu ihren Wurzeln in Nigeria.

Dabei sind auch ihre Worte in Bezug auf Afrika nie abwertend oder beleidigend.

Sie ist halt eine Wanderin zwischen zwei vollkommen unterschiedlichen Ländern.

In ihrem 250 Seiten starken Buch kommt dabei keinesfalls zu kurz, dass es auch in Deutschland natürlich Idioten gab, die ihren Rassismus nicht im Griff hatten und Florence dies auch spüren ließen.

Offener Rassismus an sich, das schreibt sie ausdrücklich, musste sie nur sehr selten erdulden.

Eher griffen ihr Mitmenschen mal einfach so ins Haar.

Aber, daran lässt Brokowski-Shekete auch keinen Zweifel, nicht die anderen hatten sich zu ändern, sondern sie musste sich der Mehrheit anpassen.

Das kann funktionieren, so klappt Zusammenleben.

 

Mein Fazit
„Mist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen“ von Florence Brokowski-Shekete ist die spannende Lebensgeschichte einer Wandlerin zwischen zwei vollkommen unterschiedlichen Welten.

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