Hinter diesen Türen von Ruth Ware
Kindermädchen, einsames Haus, drollige bis merkwürdige Kinder und jemand möchte den „Eindringlingen“ in Form der durchweg jungen Frauen ans Leder – diese Konstellation ist wohl so alt wie das Thriller-Genre an sich, egal ob in Buchform oder auch als Film!
Hier kommt nun eine ganz gute Neufassung.
Rowan Caine fühlt sich wie im Traum. Zumal die Bezahlung fantastisch ist.
Ein schmuckes Haus, gleich vier entzückende Mädchen innerhalb einer vorbildlichen Familie im klassischen Sinne.
Das die Villa ziemlich einsam irgendwo im nirgendwo der Schottischen Highlands liegt, die Fassade ein altes Gemäuer vorspiegelt, innen allerdings alles auf dem neuesten Stand der Technik, inklusive Überwachungskameras überall ist, darüber kann die junge Frau, die übrigens nicht sehr sympathisch und geldgierig daherkommt, hinwegsehen.
Doch es dauert nicht lange, bis die Fassade Risse bekommt.
Was geschieht hinter diesen Türen?
Es beginnt zunächst mit Kleinigkeiten, die Kinder benehmen sich zusehends merkwürdig, das Haus scheint ein Eigenleben zu entwickeln.
Es geschieht ein Unglück.
Und plötzlich sieht sich Rowan Chaine gefangen in einem Alptraum aus Lüge, Verrat und Mord!
Neugierig hat mich das gut gelungene Cover gemacht.
Die Voyeursoptik mit Schlüssellochperspektive, dahinter das sichtlich alte, riesige Anwesen.
Sehr gut gelungen.
Der Thriller spielt psychologisch sehr eindrucksvoll mit der Ausgangsposition von Vertrauen in Bezug auf Kinderhüten.
Die Eltern vertrauen ihr Heiligstes einer Person an, die man zunächst zumindest nicht genau kennen kann.
Auf der anderen Seite nimmt das Kindermädchen eine enorme Herausforderung und Verantwortung auf sich, verpflichtet es sich doch das gute Stück an Leib und Seele wohlbehalten wieder abzugeben.
In diesem Kontext nun gleich vier Kinder, eine junge Frau, wenig Möglichkeiten sich zurückzuziehen.
Quasi immer im Dienst.
Die Autorin Ruth Ware gibt dem Thriller gleich einen ungewöhnlichen Start, beginnt das Buch doch damit, dass Protagonistin Rowan Caine ihrem Rechtsbeistand nach ihrer Verhaftung ihre Sicht der Dinge schildert.
Es wird ausschließlich aus Sicht der Caine beschrieben, das schränkt auf der einen Seite die Sichtweise natürlich etwas ein, macht die Sache aber auch ungleich spannender.
Es sind einige Wendungen eingebaut, die durchaus Spaß machen, wobei man die Logik leider nicht so ganz hochhalten sollte (gibt es wirklich Eltern, die bereits nach 24 Stunden ihre Gören einer fremden Frau anvertrauen, ohne dass ein Bezug aufgebaut werden konnte oder dass sie sich mit den technischen Raffinessen des Hauses vertraut machen konnte?) Wohl eher nicht.
Das ist nun mal leider das Manko bei vielen Thrillern dieser Art.
Schade ist die Tatsache, dass auf den letzten 70-80 Seiten noch mal wirklich alles in die Schlacht geworfen wird, was die Geschichte hergibt oder hergeben könnte.
Das ist dann einfach viel zu viel des Guten und macht quasi mit dem Hintern kaputt, was zuvor mit den Händen mühsam aber fesselnd aufgebaut wurde.
Das Ende ist recht offen gehalten, kann man gut finden, muss man aber nicht.