Augen geradeaus! von Fritz J. Krüger
Es ist eine andere Zeit gewesen.
Keine Frauen an der Waffe, keine Flachbildfernseher an den Wänden auf den Stuben, keine „diversity“ Debatten oder Kampfwagen, die auch Schwangeren Platz zu bieten haben…und erst recht keine Auslandseinsätze.
Als Fritz Krüger 1962 eingezogen wird, ist die Dienstzeit gerade auf 18 Monate erhöht worden, die Kuba Krise erhitzt die Gemüter der Militärs, auf den Märschen werden noch Texte gesungen, für die man heute in den Bau gehen würde und die Ausbilder hatten Auslandseinsätze, die sie bis Stalingrad gebracht hatten.
Die Dienstbelastung würde die heutigen jungen Männer vermutlich der Reihe nach zusammenbrechen lassen.
Autor Krüger, Jahrgang 1941, in Stettin geboren, muss als vierjähriger mit seiner Mutter und seinem Bruder das erste Mal fliehen.
Nur fünf Jahre später erfolgt die zweite Flucht, allerdings etwas weniger dramatisch, nach Westdeutschland.
Was aus heutiger Sicht zig Traumata erlauben würde, lässt den jungen Mann nicht verzagen.
Voll integriert macht er im beschaulichen Bad Zwischenahn eine seemännische Ausbildung und fährt schließlich zur See.
Nach langen Fahrten, die ihn bis Burma sowie Indien bringen, hängt er noch eine Ausbildung zum Maschinenschlosser dran.
Es folgt die Bundeswehrzeit von 1962 bis 1964 in Oldenburg, danach die Geburt vom Sohn und die Heirat mit Gattin Gisela, die gleich noch drei Kinder mitbringt in die Ehe.
1966 erfolgt die Rückkehr zur Bundeswehr, die er 1994 als Stabsfeldwebel verlässt.
Wir haben es bei dem Autor also wirklich mit einem Fachmann zu tun, der in der Tat sein berufliches Handwerk von der Pieke auf lernte.
Weite Teile des Buches bestehen aus aufbereiteten, sehr authentischen Briefen, die Krüger an seine Verlobte Gisela seinerzeit schrieb.
Dazu kommen nette Anekdoten, etwa als die völlig veralteten Segeltuchgamaschen endlich ausgetauscht wurden und viele Details zu den gebräuchlichen Handwaffen „Uzi“, P1 oder G3.
Etwas über 200 Seiten werden geboten, die durchweg interessant geschrieben wurden.