The Escape Game – wer wird überleben? von Megan Goldin
Anwalt Sam, Alkoholiker Jules(gebeutelt von seiner immer anspruchsvolleren und teureren Familie), Ex-Model-Sylvie und Ex-Leutnant Vincent sitzen im Fahrstuhl fest.
Alle vier arbeiten für Stanhope & Sons: „Geld anhäufen, mehr Geld machen, noch mehr Geld ausgeben“ ist die Devise dieser Krake.
Hilfe kommt keine, der Notruf ist defekt, niemand befindet sich mehr im Hochhaus, das Wochenende ist eingeläutet.
Rettung somit frühestens in zwei Tagen.
Die vier sind erfolgreiche Freunde, Wallstreet Akteure mit sehr viel mehr Glück als Verstand gesegnet.
Doch im Laufe der Stunden, eingepfercht auf engstem Raum fallen die Masken.
Als plötzlich auch noch ein Rätsel auf dem Fahrstuhldisplay auftaucht, bröckelt die dünne Tünche der Zivilisation noch schneller ab.
Was folgt, ist reiner Terror.
Als dann auch noch eine Waffe auftaucht, ist die Katastrophe nicht mehr zu stoppen…
Zuerst bin ich sehr skeptisch gewesen, ob ein Kammerspiel mit vier Protagonisten im „abgelutschten Fahrstuhl als Falle“ Sujet einen wirklich fesseln kann.
Die junge Autorin Megan Goldin wählte die elegante Lösung zwei Erzählstränge parallel laufen zu lassen.
Auf der einen Ebene folgen wir den vier Hauptdarstellern in den Fahrstuhl und den sehr einfühlsam-spannenden Beschreibungen, was mit den Menschen passiert, wenn plötzlich das Licht ausgeht, Klaustrophobie, Stress in Verbindung mit steigender Hitze und Enge dazukommen.
Die zweite Ebene schildert die Erlebnisse der Sarah Hall (leider aus der Ich-Perspektive heraus, das ist nicht so meine bevorzugte Lesevorgabe), die heilfroh ihren Job an der Wall Street bei Stanhope & Sons angetreten ist, um schnell herauszufinden, dass diese Firma alles andere als eine weiße Weste besitzt.
Für die Arbeit bei Stanhope sind 80 Stunden Wochen Voraussetzung, Konkurrenzdruck sowie Missgunst und Neid sind überall.
Wer dir ins Gesicht lächelt, stößt dich im nächsten Augenblick kaltblütig die Treppe hinunter um des eigenen Vorteils willen.
Wer dafür nicht geschaffen ist, geht gnadenlos unter.
Auf dieser Ebene wird aufgezeigt, was es bedeutet für erfolgreiche Investmentfirmen zu arbeiten, es gleicht einem Höllenschlund.
Doch es kann steinreich machen, so dass man sich die wirklich schönen Dinge des Lebens gönnen kann.
So man es denn aushält, dieser Teil des Buches ist beinah eine bedrückende Sozialstudie, die es wirklich in sich hat. Sehr spannend zu lesen.
Wobei Goldin lang und breit Seiten damit füllt zu beschreiben, womit die Figuren sich der Körperpflege hingeben, bei welchem Luxusschneider sie sich einkleiden — das sind Passagen, die sehr an „American Psycho“ von Bret Easton Ellis erinnern.
Die vier Eingeschlossenen, aalglatt, ohne Moral oder Anstand sind quasi alle keine Sympathieträger.
Bei keinem von ihnen wurde mein Mitgefühl wirklich geweckt, im Gegensatz zur Sara Hall, die als kleines Cleverle ganz geschickt über die Runden kommt.
So hält man hier einen unheimlich dynamischen Thriller in den Händen, bei dem erst nach und nach klar wird, dass jemand die Fäden zieht und es – sozusagen – einen größeren Plan gibt.
Das Ende ist etwas weit hergeholt zugegeben doch bis dahin fühlte ich mich ziemlich gut unterhalten.