Bildband: Zeitreise. Bedeutende Momente der Geschichte von 1839 bis 1949 in Farbe neu erleben.
Zeitgeschichte in historischen, aufwendig kolorierten s/w-Fotografien von Wolfgang Wild & Jordan Lloyd
Bei diesem schon im vergangenen Jahr publiziertem großformatigen Bildband fand ich den Ansatz sehr spannend.
Hier geht es nicht nur um Bauwerke, es werden ganz normale Menschen in ihrem sozialen Umfeld gezeigt.
Da haben wir einen Jungen im Teenager Alter, die Kippe lässig im Mundwinkel, die Hose zerrissen, so wie die Halbstarken sie heute ohne weiteres tragen würden.
Das Bild ist von 1938, eine Aufnahme aus den Slums von Maryland, man darf davon ausgehen, dass der fotografierte Junge nicht mehr unter uns weilt.
Da ist eine Aufnahme einer Dampflokomotive, sie ist durch die Bahnhofsmauer gebrochen, stürze scheinbar auf den Bahnhofsvorplatz und steht beinah senkrecht an der Mauer.
Sagenhafte Aufnahme, sie ist von 1895, man möchte sich gar nicht vorstellen, wie lange es wohl damals dauerte, bis sie – rein technisch – fertig geworden ist.
So geht es Stück für Stück durch 272 Seiten mit Bildern, die ganz besondere Blickwinkel, großartige Motive oder einfach das normale Leben einer vergangenen Zeit ablichten.
Dazu gibt es kurze Texte, die genauere Informationen dem Betrachter vermitteln.
Wie in der Überschrift schon darauf hingewiesen, sind viele der Bilder aufwendig nach coloriert worden.
Das ist unheimlich liebevoll geschehen, machen das Gesehene noch intensiver.
Ich hätte gar nicht gedacht, dass alte schwarz-weiß Aufnahmen so toll bearbeitet werden können.
Doch wahrscheinlich gibt es in der Hinsicht nichts was es nicht gibt.
Großartig finde ich die Idee, die ursprünglichen Motive im letzten Drittel des Buches – wenn auch kleinformatig – zu präsentieren.
So hat der Leser/Betrachter auch noch eine tolle zusätzliche Vergleichsmöglichkeit.
Zwei kleine Kritikpunkte gibt es (natürlich) auch:
zum einen ist der Preis – wie bei so vielen Bildbänden – mit knappen vierzig Euro nicht gerade günstig, doch zum Eintauchen in die Vergangenheit ist es verdammt gut ausgegebenes Geld.
eine chronologische Sortierung würde die Begeisterung auf die Spitze treiben.
Doch das sind wirklich nur zwei kleine Kritikpunkte.