Atlas Obscura: Entdeckungsreisen zu den verborgenen Wundern der Welt von Joshua Foer, Ella Morton & Dylan Thuras
Warum nicht mal einen Absacker in einem Baum zu sich nehmen?
Sie haben richtig gelesen, nicht unter einem Baum, sondern im Stamm selbst. Der Baobab Baum in Südafrika wird so gewaltig, dass sich darin nicht nur Menschen in Sicherheit brachten oder Lebensmittel lagerten – auf dem Anwesen der Farmer van Heerdens in Modjadjiskloof gibt es gleich einen ganzen Pub der zum Treffen einlädt.
Nur etwa sechzig Kilometer vom indischen Jaipur entfernt liegt mit Chand Baori einer der größten Treppenbrunnen der Welt.
Unglaublich was die Menschen des Subkontinentes auf sich nahmen oder nehmen mussten um an das immer tiefer gelegene Grundwasser zu gelangen.
Oder hat schon mal jemand was vom schottischen Dumbarton gehört?
Von der sogenannten Hundeselbstmordbrücke?
Der Duft von Nerz macht die Tiere dort so verrückt, dass sie sogar bereit sind sich in den Tod zu stürzen!
So kommen auf 480 Seiten viele wirklich skurrile, zum kleinen Teil sehr fragwürdige Orte zur Erwähnung.
Neben den oben genannten fragt man sich beispielsweise weshalb wohl von den 24 deutschen Orten allein fünf in München sein sollen (ist die Eisbachwelle im Englischen Garten wirklich so außergewöhnlich?).
Insgesamt bleibt festzustellen, dass es den drei Autoren sehr gut gelungen ist eine Balance zwischen Naturschauspielen und „von Menschenhand“ geschaffenen „Wundern“ auszusuchen.
Was störend und für den recht hohen Preis im Prinzip inakzeptabel ist, sind die teils sehr grobkörnigen Fotos in Verbindung mit schlechtem Recycling Papier.
Dieses Buch mit Hochglanzfotos auf dem entsprechenden Papier wäre ein echter Hingucker geworden.
So reicht es leider nur zur Mittelmäßigkeit.
Ein weiteres Problem sind die „dazu geramschten“ Texte, bei denen man sich manches Mal fragt, ob einfach nur der Wikipedia Eintrag genommen wurde?
Dabei fällt auf, dass kaum erklärt, geschweige denn etwas hinterfragt wird.
Für „Nachfragen“ muss man selbst die Suchmaschinen im Internet bemühen.
Das ist auch nicht tragisch, entspricht aber nicht den Vorstellungen an so ein hochpreisiges Buch.
Lustig sind die geografischen Einteilungen der amerikanischen Autoren.
Europa zum Beispiel unterteilt sich in Eng- und Irland, West- und Osteuropa, sowie Nordeuropa UND Skandinavien 😉
„Atlas Obscura: Entdeckungsreisen zu den verborgenen Wundern der Welt“ bleibt eine sehr schöne Idee in leider ziemlich spärlicher Aufmachung!