Das Nordseegrab von Tilman Spreckelsen
- Buchtitel: Das Nordseegrab
- Autoren: Tilman Spreckelsen
- erschienen: April 2015
- Verlag und Genre:Fischer // Thriller
Peter Söt tritt, nachdem er eine eigenartige nächtliche Erscheinung hatte, seine neue Stelle als Schreiber des noch jungen Advocaten Theodor Storm, der ziemlich unter der Fuchtel seines alten Herren steht, an.
Man schreibt das Jahr 1843 und Husum ist nicht viel mehr als eine „graue Stadt am Meer“.
Schon am selben Abend seines Dienstbeginns wird im Schuppen des Storm Senior scheinbar eine Leiche gefunden, die kopfüber in einem alten Faß voller Blut steckt!
Erst nachdem Storm Junior und Söt eiligst den Bürgermeister informierten, stellt sich heraus, dass die Leiche in Wahrheit nur eine Wachspuppe ist.
Ein makabrer Scherz oder steckt mehr dahinter?
Aber die mysteriösen Ereignisse setzen sich fort.
Aus dem knapp fünfzehn Kilometer entfernten Friedrichstadt werden gestohlene Waren von sehr hohem Wert gemeldet.
Dann wird ein Kaufmann ermordet aufgefunden, diesmal echt.
Und irgendwie scheinen die einzelnen Begebenheiten mehr zusammenzugehören als die Obrigkeit sich eingestehen will…
Kriminalromane mit regionalem Bezug erfreuen sich zur Zeit einer recht großen Beliebtheit, das mit Sandra Dünschede, Wimmer Wilkenlo oder Hannes Nygaard mit ihren diversen Büchern die heutigen Kriminalisten im wunderschönen Nordfriesland allerdings recht gut präsentiert sind, verlegt der Autor Sprckelsen seine Handlung nicht nur kurzerhand mehr als einhundertfünfzig Jahre in die Vergangenheit, sondern unterstellt dem bekanntesten Sohn Husums – Theodor Storm – gleich noch detektivische Qualitäten.
Und das gar nicht mal so schlecht.
Der „ich“-Erzähler Söt scheint – obwohl er die Geschichte erzählt und trägt durchweg undurchsichtig zu sein.
Dazukommen die schwierigen Ermittlungen, da die „Eingeborenen“ für ihre Stur- und Mundfaulheit quasi berüchtigt sind.
Mit diesen netten Bausteinen versteht es der Autor ein etwas anderes Bild und doch wieder das gewohnte zu verweben.
Das andere Bild bezieht sich auf die unbequeme Zeit in der die Geschichte abläuft.
Die historischen Begebenheiten werden aufgezeigt und als Randnotiz mehr oder weniger stark in das Geschehen eingespannt.
Ungewöhnlich fand ich die Entscheidung, nicht den Dichter Storm zur Hauptfigur zu machen, sondern den zunächst bewußt „vergangenheitslosen“ Söt dazuzumachen.
Diese nicht vorhandene Vergangenheit ist es auch, die zunächst für eine Verwirrung sorgt, da der Autor nur kurze Rückblenden bezüglich des früheren Lebens einstreut.
Positiv ist ansonsten der Schreibstil sowie der Ideenreichtum des Autoren zu vermerken.
Das Buch liest sich Seite um Seite, ohne dass es dem Leser groß auffällt, dass er schon wieder zehn Seiten schaffte.
Dazu malt er ein Bild der kleinen Stadt an der Nordsee, welches ich mir gut vorzustellen vermochte (wobei man fairerweise auch sagen muss, dass ich Husumer bin).
Kleiner negativer Beigeschmack ist die recht grobe Aufflösung nach knapp zweihundertfünfundsiebzig Seiten.
Ohne zuviel erzählen zu wollen: Spione, untergegangene Schiffe…das war ein wenig viel auf einmal.
Zum Schluß sein noch gesagt, dass „Nordseegrab“ auch von Freunden gelesen wurde, die mit Nordfriesland, Husum etc nichts am Hut haben…und trotzdem begeistert von dem Buch gewesen sind.
Der etwas andere Nordfrieslandkrimi! Spannend und gut!!!