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BUCHTIPP: Die Sturmflut. Nordseeküste und Hamburg im Februar 1962 von Hans Herlin

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  • Buchtitel: Die Sturmflut. Nordseeküste und Hamburg im Februar 1962
  • Autoren: Hans Herlin
  • erschienen: 1997
  • Verlag und Genre:Kabel Verlag // Tatsachenroman

Vor Jahrzehnten – ich muss zehn Jahre gewesen sein – also ca. 1987 (25 Jahre nach der Flut) faszinierte mich ein TV-Film über die große Sturmflut, die Norddeutschland – und ganz besonders Hamburg 1962 mit tödlicher Macht traf.
Wenn ich den Film heute noch einmal sehen würde, ich kann mich an Hildegard Krekel und Jörg Pleva erinnern, würde ich wahrscheinlich einschlafen…aber vielleicht auch nicht.
Jedenfalls fiel mir in einem Antiquariat nun das Buch „Sturmtief“von Hans Herlin „Das Buch zum Film“ in die Hand.
Also musste es mit…

Der Autor beginnt mit der Geburt des Sturmes, welcher als Sturmtief den Namen Vincinette bekommt, als es noch über Island langsam anfängt ungemütlich zu werden.
Von da an wird gefühlt minutiös beschrieben, wie die Macht des Sturmtiefes zu nimmt…und wie wenig dagegen getan werden konnte.
Es beginnt weit vor den Toren der Metropole Hamburg.

Aber dann trifft Vincinette erbarmungslos auf die dicht besiedelte Elbinsel Wilhelmsburg…

Mehr als dreihundert Menschen kamen zu Tode.
Der Autor bringt die ganze große Tragödie auf eine recht ungewöhnliche Art dem Leser näher.
Anstatt – wie man es gewohnt – ist, einen Helden zu inthronisieren, eine hübsche Frau in Gefahr zu bringen (die anschließend natürlich gerettet werden muss) und am besten noch einen bornierten aber charismatischen Bösewicht einzusetzen, konzentriert Herlin sich auf unzählige kurze Einzelepisoden.
Die Helden, wie die Opfer, werden mit zwei, drei Sätzen über das zurückliegende Leben angerissen, ehe sie in das Geschehen sowie deren Erlebnisse rund um die Flut geworfen werden.
Dabei entsteht ein ungemein dichtes Bild einer Bevölkerung, die teils den schon siebzehn Jahren zurückliegenden Krieg mit den einhergehenden traumatischen Erlebnissen noch immer nicht ganz verarbeitet haben, zum anderen eines jungen, unverbrauchten Teils, der den Einsatz der Bundeswehr nicht kritisch beäugt.
Des Weiteren räumt Herlin mit der ewigen Lüge auf, dass Helmut Schmidt die Dinge fest in der Hand gehabt hat.
Das tat er erst, nachdem die Flut bereits drei Meter fünfzig über dem mittleren Hochwasser schon seit fünf Stunden die Einwohner ertränkte oder drangsalierte.
Stattdessen schlief er unbehelligt in Langenhorn, da man einfach vergaß ihn zu informieren.
Außer den vielen unglaublichen Schicksalen, die sich in dieser Nacht ereigneten, spart Herlin auch nicht mit Kritik an den Verhaltensweisen Geretteter, die sich zum Beispiel Proviant für zehn Mann bringen ließen, obwohl sie nur zu dritt in ihrem Haus eingeschlossen waren oder die Familie, die sich über den Balkon mit allem nötigen versorgen ließen, während sie gleichzeitig mit dem eigenen Boot einkaufen fahren konnten.
Keine Katastrophe ist wohl schlimm genug, als dass sich nicht noch jemand finden lässt, der versucht daraus Profit zu schlagen.
Neben den Texten sind die vielen, vielen Bilder sehenswert, die einen Eindruck vermitteln, was in dieser Zeit Norddeutschland widerfuhr.
„Meine Version“ des Buches, es ist die 1987er Ausgabe, fand ich bei Amazon leider nicht, daher die Empfehlung der 97er Neuauflage. Diese ist allerdings textgleich.

Von der ersten bis zur letzten Seite Hochspannung!!!

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