Kindeswohl von Ian McEwan
- Buchtitel: Kindeswohl
- Autor: Ian McEwan
- erschienen: Januar 2015
- Verlag und Genre: Diogenes//Bestseller/Roman
Fiona Maye ist Familienrichterin am High Court London, Ende fünfzig, ohne Kinder, glücklich verheiratet (angeblich).
Eine Stellung die im Prinzip ihre ganze Energie, ihre ganze Aufmerksamkeit benötigt wenn sie in diesem Metier gut sein möchte.
Fiona ist lange Zeit nicht nur gut gewesen, sie gehört zu den Besten.
Doch nun eröffnet ihr Mann – Professor seines Zeichens, dass er gern eine jüngere Geliebte „nehmen“ möchte – um noch einmal eine erfüllte Zeit zu haben.
In dieser Ausnahmesituation treffen stellen sich vor Gericht einige der schwierigsten Fälle der letzten Jahre ein.
Da ist der muselmanische Ehemann, der seine Tochter nach Nordafrika entführte um sie von der englischen Ehefrau zu trennen…es streitet sich der orthodoxe Jude mit den Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass Frau und Töchter etwas anderes möchten als in der Küche darauf zu warten, dass sie in die Synagoge dürfen oder die strenggläubigen Katholiken, die ihre siamesischen Zwillinge lieber gemeinsam sterben lassen würden obwohl nur eines lebensbedrohlich krank ist und eine Operation das andere retten würde?
Zu guter Letzt noch der überzeugte Zeuge Jehovas, der eine Bluttransfusion für sich ablehnt, obwohl das sein Tod sein wird! Und der Jung ist erst siebzehn!
Für all diese Menschen soll Fiona Maye Recht sprechen; in einer Situation, die sie selbst im Ausnahmezustand steht!!!
Unglaubwürdig trifft es wohl am Besten, wenn man sich dieses über zweihundert Seiten starke Buch genauer anschaut.
Nach dreißig Jahren Ehe bittet der Ehemann um die Erlaubnis seiner Frau, sich eine Sexpartnerin zu suchen, schwört allerdings gleichzeitig darauf wie sehr er seine Gattin noch liebt?
Kann sowas angehen?
Mit einer sehr ordentlichen Prise Phantasie vielleicht.
Aber gut, wenn man sich darauf einläßt entfaltet der Autor eine Geschichte über Moral, Ethik und Recht, verbunden mit der fortschreitenden Entwöhnung innerhalb einer langjährigen Ehe.
Wenn die Beschreibungen nur nicht so steril geraten wären.
Es scheint über weite Teile lediglich abgespult zu werden. Da springt der Funke der Lebendigkeit oder gar Leichtigkeit auf kaum einer Seite über.
Die beschriebenen Örtlichkeiten sind zwar zahlreich aber auch völlig austauschbar geraten.
Man hätte bei der Vielzahl der verschiedenen Probleme und der der damit zusammenhängenden Glaubensfragen einen wirklich überzeugenden Essay erwarten können oder zumindest etwas mehr über die Verantwortung einer Familienrichterin, deren Rechtspruch Ehen endgültig entzweit oder Familien zerreißt.
Aber die meisten der Probleme (eigentlich alle außer der „Leukämiekranke Jehova Junge“)erzeugen bei mir wenig bis gar keine Spannung, mit der Hauptfigur konnte ich mich gar nicht anfreunden, wirkt sie doch lieb- und beinah leblos.
Hüftsteifer Bestseller, überbewertet!