Der Distelfink von Donna Tart
- Buchtitel: Der Distelfink
- Autor: geschrieben von Donna Tart
- erschienen: März 2014
- Verlag und Genre: Goldmann Verlag // Drama
Theo Deckers Mutter stirbt bei einem Bombenanschlag auf eine Kunstausstellung.
Sie hätte gar nicht dort sein sollen, ist es nur gewesen weil ihr 13jähriger Filius in der Schule Mist gebaut hat und sie sich extra für das Lehrergespräch frei nahm.
Nun ist sie tot.
Theo lebt noch, erwacht neben einem sterbendem Senior, den die Bombe ebenfalls traf.
Durch das letzte Röcheln des Alten drauf aufmerksam gemacht klaut er noch das niederländische Gemälde des Distelfinken.
Zunächst findet der Teenie Unterschlupf bei den Eltern seines Schulfreundes namens Barbours.
Doch diese Ersatzfamilie kann des Absturz des Jungen nicht verhindern. Geplagt von Schuldgefühlen, hin- und hergereicht zwischen den Barbours, seinem leiblichen Vater, der in Vegas lebt sowie seinem einzigen wirklichen Freund namens Hobie beginnt er sich, seine Schmerzen zu betäuben.
Anfangs mit Alkohol, es folgen Tabletten.
So nimmt die Spirale nach unten gnadenlos ihren kranken Lauf…
Da natürlich Kriminalität nicht fehlen darf, gibt es einige Klischees zu erlesen, bis der Antiheld Theo wirklich GANZ unten ankommt.
Bis es soweit ist, welche Tiefen aber auch (kleinen)Höhepunkte den älter werdenden jungen Mann erwarten, erfährt der Leser nachdem er sich durch erstaunliche eintausend zweiundzwanzig Seiten durchgeschlagen hat!
Man kann also ohne Übertreibung von einem Mammutwerk mit Überlänge schreiben.
Darin zelebriert die Autorin geradezu die Beschreibung von Tätigkeiten oder Abläufen.
Was andere in maximal einer halben Seite behandeln, kostet den Leser bei dieser Dame bis zu fünf nur um zu lesen, das jemand bei gutem Wetter eine Straße überquert.
Kann man machen, natürlich.
Aber meiner Meinung nach wären achthundert Seiten immer noch mehr als genug gewesen. Vermisst worden wäre wohl nichts.
Dazu kommt, dass die Autorin Theo als „Ich-Erzähler“ auftreten lässt, was durch den eingeschränkten Blickwinkel zusätzlich Spannung aus dem Lesen nimmt.
Der Spannungsbogen an sich, der sich neben dem Scheitern des Menschen am Leben mit einem Trauma darauf aufbaut, dass Theo ein großes Problem mit dem unterschlagenen Bild hat besitzt der Länge entsprechend einige Durchhänger.
Doch – das muss man Donna Tart lassen – wenn sie mit der Spannungsschraube anfängt zu hantieren, geht es auch so gut wie immer in die richtige Richtung.
Leider geschieht dies so selten.
Die Figurenzeichnung gelang durchaus differenziert, wenn die Zerrissenheit des Hauptakteurs mitunter auch sehr fragwürdig, ja aufgesetzt wirkt(Stichwort: Hochzeit-Dauerverlobung.)
Da wird mit einer Handvoll Sätzen zerstört, was vorher Seitenlang aufgebaut wurde.
So kann ich die Aufregung die dies Werk erzeugt und welcher es nun schon seit einiger Zeit auf den Bestsellerlisten ganz nach oben trieb kann ich dabei nicht ganz nachvollziehen.
Meiner Meinung nach ein Bestseller mit kurzer Halbwertszeit!!!