Molly Katz: Vor aller Augen

- Vor aller Augen
- geschrieben von Molly Katz
- Dezember 2001
- dramatischer Roman erschienen im Blanvalet Verlag
Es beginnt mit dem Alptraum aller Eltern: vor den eigenen Augen von Ellen Stewart wird der erst zweijährige Lionell vor der Haustür totgefahren. Fahrerflucht!
Am Steuer glaubt Ellen den Polizisten Pallas entdeckt zu haben.
Sie als gutverdienende Psychologin und ihr Ehemann Kevin, ein ebenso gutverdienender Augenarzt, vertrauen zunächst auf die Arbeit der Polizei.
Doch da eine Krähe der anderen bekanntlich kein Auge aushackt, finden die ermittelnden Beamten einfach keinen Hinweis auf den Vorwurf.
Im Gegenteil, als Ellen den Beamten mit ihren Anschuldigungen direkt konfrontiert, heuchelt dieser noch Verständnis, da Ellen sich ja in einer „Streßsituation“ befindet und daher nicht objektiv handelt.
Eher aus Verzweiflung, als aus Rachsucht wendet sich die trauernde Frau via Zeitung an die Öffentlichkeit.
Doch sich mit einem angesehenen Polizisten in einer Kleinstadt anzulegen, dass ist alles andere als eine gute Idee…
Und so entspinnt sich ein Psychothriller der wirklich gut startet, doch dann leider die Kurve nicht mehr so ganz hinbekommt.
Während die trauernde Mutter zunächst logisch nachvollziehbar jede Möglichkeit an Gerechtigkeit an gelangen wahrnimmt, entwickelt sie peut a peut Züge einer dämonenbesessenen Furie, die nichts, nicht einmal Mord und Totschlag aufhalten kann an ihr Ziel zu kommen.
Leider bleiben die anderen Personen zu schablonenhaft als dass man sich mit denen eventuell identifzieren könnte.
Spätestens wenn die Autorin dann noch eine Liebesgeschichte zusammenhämmert, die völlig unmotiviert , ja fast lachhaft, daherkommt kippt das Ganze endgültig.
Dabei ist der Schreibstil der Autorin nicht schlecht, es geht relativ flott zur Sache und das erste Drittel las sich auch so weg.
Doch dann scheint sich Frau Katz nicht ganz klar gewesen zu sein ob sie einen Thriller, ein Drama oder doch einen „normalen“ Roman schreiben wollte.
Das trübt das Vergnügen dann doch ziemlich.
Die Autorin wird gern in einem Atemzug mit Joy Fielding genannt, von der ich auch bis jetzt nur zwei oder drei Bücher las. Da kann ich nachdem ich dieses Buch gelesen habe nicht ganz zustimmen.
Dabei haben gerade die Szenen vom Verlust des eigenen Kindes ganz starke Kraft, der man sich kaum entziehen kann, so sehr fesseln sie!
In diesen Momenten ist der Vergleich mit der Autorin von Bestsellern wie „Lauf, Jane, Lauf“ durchaus angebracht.
Meiner Meinung nach ziemlich durchwachsen, mit zu wenig guten Szenen!!!