Die letzten Kinder von Schewenborn…oder sieht so unsere Zukunft aus? von G. Pausewang
- Die letzten Kinder von Schwenenborn…oder sieht so unsere Zukunft aus?
- Gudrun Pausewang
- 1983
- Katastrophenthriller im Ravensburger Verlag erschienen
In einer Zeit – weit vor der friedlichen Wiedervereinigung – mitten in einer neuen Phase der Hochzeit des kalten Krieges reist eine Familie mit ihren drei Kindern zwischen 4 und 16 Jahren von Frankfurt am Main ins fiktive Schewenborn bei Fulda zu den Großeltern!
Kurz vor der Ankunft geschieht das Unglaubliche! Furchtbare! Mehrere Atomexplosionen stürzen die Gemeinden ins Chaos…die Elektrik gibt es nicht mehr… Fernmelder funktionieren nicht…eine Regierung scheint es auch nicht mehr zu geben!
Erst nach und nach wird klar, dass auf eine Rettung von außerhalb nicht zu warten ist…die Strukturen, die den Staat zusammengehalten haben, gibt es nicht mehr.
Nach und nach sieht jeder ein, dass nur noch der Stärkere überleben kann.
Und diese Einsicht ist auch für die Familie von Robert – dem Erzähler der Geschichte mit grausigen Einschnitten verbunden.
Eigentlich finde ich Bücher die in der ersten Person geschrieben wurden ganz furchtbar und vermeide immer diese zu lesen, da ich finde, dass dem Leser viel verloren geht, wenn er nicht als unbeteiligte Dritte anwesend ist.
Aber sei es drum!
Bei dem Werk von Frau Pausewang kann man über solche Bedenken getrost hinwegsehen.
Was ein wirkliches Manko ist, ist – ganz banal – das Alter von beinahe dreißig Jahren.
Die Autorin beschreibt halt ein geteiltes Deutschland, eine Welt ohne Internet oder Handys. Da gibt es dafür noch Schallplatten, die mit Nicoles „ein bisschen Frieden“ „aktuell“ genannt werden.
1983 ist sie es ja auch gewesen.
Ich finde das hat halt einen gewissen anachronistischen Charme.
Wichtig ist doch das Thema, das damals – zur Zeit des Nato-Doppel-Beschlusses – sicherlich noch etwas aktueller gewesen ist, ja aber trotzdem gar nichts an seinem Schrecken verloren hat!
Ich habe das Buch mindestens dreimal gelesen, da es so schön kurz ist, mit knapp 190 Seiten, ja auch nicht sehr schwer!
Beim ersten Mal war ich wohl so alt wie Robert – der Erzähler…beim letzten Mal zweifacher Vater.
Egal wann oder in welchem Lebensabschnitt man so eine Lektüre zu sich nimmt – kalt lässt sie bestimmt niemanden.
Schockierend beschreibt die Autorin, wie in der ersten Zeit nach dem Unvorstellbaren die „Nächstenliebe“ noch klappt und sogar die Frauen der freiwilligen Feuerwehr sich noch hinstellen, um Süppchen für die tausenden Flüchtenden zu kochen und zu verteilen. Ich könnte mir vorstellen, dass im Falle eines Falles so etwas nicht mehr passiert und die öffentliche Ordnung nach spätestens zwei Tagen völlig im Chaos untergeht.
Fazit: auch nach dreißig Jahren noch schockierend!